„Ein Textbeispiel zum Einfühlen…“
„Verödetes, verdörrtes Land – unbekannte Örtlichkeit. Wie bin ich nur an diesen feindseligen Ort gekommen? Wo nichts ist – keine Hinweise auf Irgendwen. Einfach gar nichts! Alles heiß, verschwommen, flirrend. Hier ist wirklich niemand mehr. Hier ist auch schon lange niemand mehr gewesen. Nur ein offensichtlich gestrandeter, großer roter Ballon zwischen den Gebäuden, bläht sich immer wieder staubend auf. Zeugt von früheren Besuchern hier. Irgendjemand muss ebenfalls hier gestrandet sein – so muss es gewesen sein. Jetzt nur noch eine vergessene Hülle, die nach jedem scheinbaren Atemzug immer wieder in sich zusammenfällt, wie ein sterbender Lungenflügel. Ein Rot, das sich immer wieder von neuem aufbläht – zur nächsten Hoffnung ruft. Zu einem „Auf“ nach Nirgendwo. Die träge, flimmernde Luft macht das Atmen schwer. Wie ein glühendes Messer schneidet Sand in meine Zunge. Hitze, die in die Kehle kriecht, wie man es sich kaum vorstellen kann. Keine Lücke um die Gedanken abschweifen zu lassen. – die Glut ist überall. Schleicht sich durch und durch, unter meine Haut. Ist das die wirkliche Wirklichkeit, oder nur ein böser, verdammter Traum – der Ballon, diese Öde? Ich? …“ © JML
Würde es das Bild mit dem roten Ballon (oben) nicht geben, es ließe sich diese Gegebenheit ebenso in reiner Textform beschreiben. Allein in den Köpfen der Lesenden entstünde dadurch ein zwar jeweils individuelles, aber präzises Bild einer Situation, die jener auf dem Bild in manchen Anmutungen gleich wäre. Besonders in der Textform der „Prosa“ ist es möglich, Gegebenheiten sehr bildhaft zu beschreiben. Sie ist die direkte Überleitung der Sprache in Gefühl und Erleben – ohne lyrisch zu werden. Auch in Marken-Kommunikation und Werbesprache haben wir diese Situation. Die unmittelbare, reduzierte Botschaft – wird „in Prosa“ vermittelt. Meistens jedenfalls!